Leo Horbach über seine Faszination für die Bildhauerei

Leo Horbach schuf den Oscar des DMFF

Seine Leidenschaft für Berge hängt eng mit deren Substanz zusammen. Als Bildhauer genießt er das steinerne Material jedes Mal, wenn er in den Bergen oder bei der Arbeit unterwegs ist. Die Rauheit des Felsens, die Härte von Gneis und Granit, die Schönheit von Marmor und die Sauberkeit von Bergkristall.

 

Leo, was hat dich dazu inspiriert, Bildhauer zu werden? War es die Liebe zur Kunst oder eher das Material, mit dem du arbeitest?

‘Schon von kleinauf verspürte ich stets einen Drang zu erschaffen. Mit Sand bauen, Dämme im Bach bauen, Hütten bauen, Äste bearbeiten und beim Spielen alle Arten von Kreationen aus natürlichen Materialien herstellen waren in meiner Jugend Lieblingsbeschäftigungen. Später ging ich zur Kunstakademie nach Maastricht. Ich habe seit meiner Ausbildung in vielen Materialien und Disziplinen gearbeitet. Meine Liebe zum Stein entstand etwa im Jahr 2000.’

Was macht dieses Material für Dich so besonders? Warum bevorzugst du es gegenüber anderen natürlichen Materialien wie z.B. Holz?

‘Stein ist widerspenstig, Stein ist hart, braucht Kraft und Energie.
Stein inspiriert. Ich kämpfe gern. Ein gefundener Felsbrocken gibt Inspiration, ein Block fordert Dich heraus. Andere Materialien haben das für mich in geringerem Maße. Ich arbeite mit Stein immer in der sogenannten Direct carving-Methode, das heißt ohne Design oder Modell. Ich lasse die Form sozusagen aus dem Stein wachsen. Ich arbeite heraus, was der Stein bereits inne hat und versteckt hält.

Kunst am Berg- Fiss, Serfaus, Ladis (links) und Österreich 2018 (rechts)
Juckt es Dich in den Fingern, wenn Du in den Bergen unterwegs bist und auf ein schönes Stück Stein stößt?

‘Früher nahm ich Steine aus den Bergen mit. Ich baute unerwegs auch oft Steinhaufen an den Pfaden, sogenannten Steinmänner. In den letzten Jahren habe ich, als ich unterwegs war, viele Fotos von Felsen oder der Oberfläche des Felsens, Fotos von Wänden usw. gemacht. Die schönen Strukturen, Farben, Risse, Risse und Löcher regen meine Fantasie an. Für diese Fotos habe ich eine spezielle Technik entwickelt. Ich bearbeite sie digital. Mit Hilfe meines Computers mache ich hier wunderschöne „iGraphics“. Ich nenne es digitale Bildhauerei. Es entstehen fantastische, manchmal surreale Geschichten. Die Endergebnisse stehen unter einem gemeinsamen Nenner: “It’s all about fantasy”.’

Leo Horbach mit Steinmann (links) und digitales Bildhauen (rechts)
Was ist eigentlich ein Steinmann? Haben diese eine besondere Funktion?

‘Der DMFF Award ist ein Steinmann (Steenman, Steinmännchen, Steinhaufen). Ein Steinmann ist ein Steinhaufen in unwirtlichem, schwierigem und unübersichtlichem, schwer begehbarem Gelände- oder Berglandschaft. Der Steinmann dient als Orientierungspunkt, als Wegweiser. Es ist eine Markierung, ein Leuchtfeuer. Der Stapel zeigt manchmal sogar eine Richtung an. Sie entstehen mal spontan, manchmal werden sie absichtlich gestapelt. Das Stapeln folgt oft einem Ritual.

Der Steinmann wird spontan aus dem verfügbaren Material zusammengestellt, das normalerweise rau und unverarbeitet ist. Beim Stapeln muss die Schwerkraft überwunden werden und vor allem darf das Gleichgewicht nicht fehlen. Für das DMFF habe ich einen Award in Form eines Steinmanns gewählt. Dieser steht als Symbol für das Wegweisende, Richtunggebende und Bahnbrechende. Die Markierung eines Highlights oder eines Durchbruchs. Die Fotografen, Filmemacher, die zum DMFF beigetragen, geben mit ihrer Arbeit die Richtung vor, waren bahnbrechend und haben beeindruckende Arbeit geleistet! Das Material dieses kleinen Steinmänner sind gestapelte Kieselsteine aus Carrara-Marmor oder Laaser Marmor auf einem Plateau aus belgischem Blaustein. Die Steine sind rau, der „Kopf“ wird sporadisch herausgearbeitet und geschnitten. Die Awards sind eine Belohnung für eine hervorragende, innovative und richtungweisende Leistung im Bereich des Bergfilms.’

DMFF Awards
Kommen die Steine der DMFF Awards von einem besonderen Ort? Sammelst du sie beispielsweise während des Wanderns?

‘Ich verwende am liebsten Marmor. Er ist ein edles Material für mich. Der weiße Marmor stammt aus Carrara oder Laas (Südtirol), beides in Italien. Ich suche sie manchmal in Gebirgsbächen in der Nähe der Steinbrüche oder des Marmerbruchs.’

Wird es dieses Jahr eine Sonderausgabe für die 10. Ausgabe des DMFF geben? Oder ist das noch geheim?

‘Soll ich dir ein kleines Geheimnis verraten? “… something special is in my mind …”. Und wie das nachher aussieht? … Lasst euch überraschen!’

Letzte Frage: Wie bauen wir selbst einen Steinmann?

‘Ganz einfach: Mit einem feinen Sinn für Gleichgewicht, Schwerkraft, Geduld und… natürlich mit Glück.’