Die österreichischen Alpen um 1900. Niemand weiß genau, wie alt der Waisenjunge Andreas Egger ist, als er ins Tal auf den Hof vom Kranzstocker kommt. Dem gottesfürchtigen, aber gewalttätigen Bauern taugt er allenfalls als billige Hilfskraft. Allein die alte Ahnl bringt ihm etwas Fürsorge entgegen. Als sie stirbt, hält den inzwischen erwachsenen Egger nichts mehr zurück.
Strotzend vor Kraft und Entschlossenheit schließt sich Andreas Egger einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Seilbahnen baut, die auch Elektrizität und Touristen ins Tal bringen soll. Mit seinem Ersparten pachtet er eine schlichte Holzhütte hoch oben in den Bergen, wo er sich und seiner großen Liebe ein Zuhause schafft. Doch das gemeinsame Glück ist nur von kurzer Dauer. Der Zweite Weltkrieg bricht aus, Egger wird einberufen, gerät in sowjetische Gefangenschaft und kehrt erst viele Jahre später ins Tal zurück und blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen …
Was Seethaler in seinem knappen, aber sehr dichten Roman in Worten ausdrückt, gelingt Steinbichler, der selbst von Bergen umgeben im Chiemgau aufgewachsen ist, mit seinen eindrucksvollen Naturaufnahmen: “Der Kameramann und ich, wir haben uns für diesen Film ganz viel mit filmischer Bergfotografie auseinandergesetzt”, erzählt der Regisseur. “Ich finde, der Film lässt einen zwei Stunden eine Bergwelt in einer Art sehen, die komplett Kino ist. Das ist etwas anderes als ‘Bergdoktor’ oder ähnliches. Das ist der Versuch, Caspar David Friedrich in den Bergen zu machen – der Versuch zumindest.”
Der schweizer Regisseur Hans Steinbichler studierte an der HFF München und wurde für sein Debüt Hierankl (2003) mehrfach ausgezeichnet. Seine Verfilmung Das Tagebuch der Anne Frank feierte Premiere auf der Berlinale 2016. Auch Ein ganzes Leben war für mehrere Kategorien des deutschen und des österreichischen Filmpreises nominiert. Stefan Gorski, Hauptdarsteller des wortkargen Andreas Egger gewann für seine Leistung den Bayerischen Filmpreis.