Die Sieger der DMFF Awards 2023

Die Sieger der DMFF Awards

Bei der Preisverleihung des 11. Dutch Mountain Film Festivals am 5. November 2023 wurden die Gewinner der DMFF Awards ausgezeichnet:
  • Gewinner des Crossborder DMFF Award 2023 ist der Film Utama von Alejandro Loayza Grisi.
  • Der Parkstad Limburg Jury Award 2023 ging an No dogs or Italians allowed von Alain Ughetto
  • Den Royal Best Newcomer Award 2023 gewann Carne et Ossa von Roberto Zazzara.
  • Der DAV Climate Award 2023 wurde (ebenfalls) verliehen an Utama von Alejandro Loayza Grisi.
  • Sieger des Best Mountaineering Award 2023 für den besten Bergsteigerfilm ist Egoland von Ignasi López Fàbregas.
  • Den Filmhub Zuid Award gewann (ebenfalls) der Film Utama von Alejandro Loayza Grisi.

Crossborder DMFF Award 2023 – Grand Prize

Utama – Alejandro Loayza Grisi

 

Der Film Utama hat definitiv jeden Preis verdient. Eine ruhige, langsame und nachdenkliche Erzählung mit wunderbaren Bildern und Tonarrangements erzählt vom einfachen Leben eines alternden Paares, das mit einer Lamaherde in der Wüstenlandschaft des bolivianischen Hochlands lebt.

In vielerlei Hinsicht ist dieser Film nach Ansicht der Jury der Inbegriff eines „Bergfilms“. Der äußeren Strenge der Umgebung und der Figuren als solchen steht eine bedingungslose innere Zärtlichkeit und Liebe für den umgebenden Raum und die Lebensweise gegenüber.

Ohne in Klischees zu verfallen, kreieren die drei Hauptfiguren ihre eigene Weltanschauung, in der sie unmerklich Sagen und Präambeln, Tradition und Moderne und Anpassungsweisen an die klimatischen Bedingungen miteinander verbinden und verflechten.

Dieser Film von Alejandro Loayza Grisi ist einfach schön anzuschauen und der durchdachten Handlung zu folgen.

Der DMFF Award wird durch die Gemeinde Heerlen und die Stadt Aachen gestiftet.

Parkstad Limburg Jury Award 2023

No dogs or Italians allowed – Alain Ughetto

 

Der Name des Festivals macht es deutlich: Es handelt sich um das „Dutch Mountain Film Festival“ und nicht um das „Dutch Mountaineering Film Festival“, so dass das Publikum und die Jury sich an allem erfreuen können, was im weitesten Sinne mit „Bergen“ zu tun hat.

Im Laufe der Geschichte wurden immer wieder Menschen vertrieben, manchmal auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen für sich selbst und/oder ihre Familien, manchmal aber auch aus purer Notwendigkeit. Die Bergregionen nehmen in dieser Geschichte einen besonderen Platz ein, da sie sowohl natürliche Barrieren als auch Verstecke sind. Die Berge stehen als Symbol für Solidarität und Isolation.

Nach Meinung der Jury ist No dogs or italians allowed auch deshalb ein typischer Bergfilm, weil er von Menschen handelt, die mit, in und neben den Bergen leben. Der Filmemacher stammt von Menschen ab, deren Leben von den Bergen und der Not geprägt wurde, und hat einen einzigartigen Weg gefunden, ihr Erbe mit seiner Kreativität zu würdigen. Die Jury war von dem spielerischen Umgang des Films mit dem epochalen Genre angetan. Er erinnerte sie an eine Reihe von Filmen dieses Genres – Klassiker wie Vom Winde verweht, Krieg und Frieden, Aus der Mitte entspringt ein Fluß, 1900

No dogs or italians allowed steht in der Tradition des monumentalen Dramas. Aber es tut dies ausgerechnet mit Hilfe des Puppentheaters. Es versteckt nicht einmal alle Details und Methoden der technischen Raffinesse, sondern hält sie bewusst im Blickfeld des Publikums. Die Länge dieses Films bedeutet sicherlich, dass es Jahre gedauert hat, dieses Kunstwerk zu vollenden, und aus all diesen Gründen denken wir, dass es als solches sehr empfehlenswert ist.

Der Parkstad Limburg Jury Award wird von der Stadsregio Parkstad Limburg gestiftet.

Royal Best Newcomer Award 2023

Carne et Ossa – Roberto Zazzara

 

Als Zuschauer sollte man sich darauf einstellen, die verrückte Geschichte eines Bergdorfes zu sehen und zu fühlen, in der sich Wahnsinn und Mut, Tradition und Glaube, Grausamkeit und Religion, Egoismus und Heldentum vermischen. Wie durch ein Wunder sind die brutalen Szenen des schmerzhaften Bergablaufens auf bloßen Füßen, die teilweise in langsamem Schwarzweiß gefilmt wurden, schön anzusehen. Die Füße wühlen sich durch Blätter, Büsche, Steine, überqueren einen kleinen Fluss… Man hört nur den Atem und Schritte… Die Welt erstarrt in Erwartung des Endes des Rennens vor dem Altar der Madonna di Loreto…

Mit einer Glocke beginnt das frenetische Rennen, das wie ein rollender Stein vom Felsen der Pietra Spaccata den Bergpfad hinunter zum Dorf führt, wo die „blade runners“ vor den Altar fallen und in die Welt des Schmerzes zurückkehren… Wer als erster in die Kirche einläuft, gewinnt das Rennen.

Regisseur Roberto Zazzara greift die jahrhundertealte Praxis des abruzzesischen Dorfes Pacentro als Material für seinen Dokumentarfilm auf, der sich in der Tat als vielschichtiges Konstrukt erweist. Warum tun die Menschen das? Wegen der Tradition? Wegen der Trophäe? Aus dem Wunsch heraus, der Erste zu sein? Um ihre Ängste und Schwächen zu überwinden? Um sich selbst herauszufordern? Um die Natur herauszufordern? Auf der Suche nach einem Gefühl der Identität und Zugehörigkeit? Um von der Menge auf den Schultern getragen zu werden? Bei dieser Art von Filmen geht es nicht darum, was während dem Rennen passiert, sondern darum, was die Teilnehmenden in ihrem Kopf erleben. Wahrscheinlich wollen sie irgendwie aus der Routine ausbrechen, getrieben von der Sehnsucht nach etwas Außergewöhnlichem. Vielleicht findet sich die Antwort in der einen Einstellung, in der die Kamera den Fokus von den rennenden Menschen auf eine Kolonie krabbelnder Ameisen auf einem alten Stück Holz ändert.

DAV Climate Award 2023

Utama – Alejandro Loayza Grisi

 

Ein guter Film funktioniert auf mehr als einer Ebene. Die erste Ebene ist offensichtlich, es ist das, was wir sehen und hören. Die zweite ist das, was wir fühlen. Aber darunter liegen die vielen Schichten der Geschichte, die wie Matrjoschka-Puppen zum Vorschein kommen, nachdem man den Film gesehen hat.

UTAMA hat genau diese Qualität. Es gibt zum Beispiel die Geschichte eines Generationenkonflikts, aber auch eine Geschichte über die Spannung zwischen Tradition und Moderne. Aber geschickt in den Teppich dieser Geschichte eingewoben ist unser gemeinsames menschliches Schicksal in Zeiten des Klimawandels. Eine Geschichte, die so groß und laut ist, dass es nicht leicht ist, den richtigen Ton und Ansatz zu finden. Die Jury war beeindruckt von der Art und Weise, wie die Filmemacher es geschafft haben, diesen Code zu knacken. Sie haben einen Film gemacht, der so zeitlos wirkt, aber gleichzeitig so unglaublich aktuell ist und durch die Art und Weise, wie er das Thema Klimawandel anspricht, ein großes Gefühl der Dringlichkeit vermittelt.
Die Welt braucht mehr Filme wie diesen.

Der DAV Climate Award wird von der Sparda-Bank West gestiftet.

 

Best Mountaineering Film Award 2023

Egoland – Ignasi López Fàbregas

 

Endlich! Ein Stop-Motion-Film, der mit dem DMFF Best Mountaineering Film Award ausgezeichnet wurde.

In all den Jahren des Dutch Mountain Film Festivals haben sich meist Produktionen mit beeindruckenden Berglandschaften, steilen Eis- und Felswänden oder knackigen Kletterpassagen profiliert. Und, ach ja, immer öfter auch mit schwindelerregenden Drohnenaufnahmen.

Als Stop-Motion-Film beweist Egoland, dass es nicht um das filmische Spektakel geht, sondern um die Art und Weise, wie eine Geschichte erzählt wird und wie dieser Inhalt dem Publikum gezeigt wird. Egoland zeigt, dass dies mit einfachen Mitteln möglich ist. Und dass es dazu nicht einmal gesprochenen Text braucht.

Trotz aller Einfachheit ist dieser Film auch klettertechnisch hervorragend und mit der nötigen Portion Humor ausgestattet. Ein dreifaches Hoch auf dieses kleine Juwel.

Der Best Mountaineering Film Award wird verliehen und gestiftet durch Klimwandspecialist.nl

 

Lobende Erwähnung

Reinhard Karl – Die Kunst, einen Berg zu besteigen – Tom Dauer

 

Reinhard Karl war einer jener hellen Sterne, die in der reichen Geschichte des Bergsteigens einen ikonischen Status erreicht haben. Die breite Öffentlichkeit wird sich an ihn erinnern, weil er 1978 als erster Deutscher den Everest bestiegen hat, aber in Wirklichkeit ist das nur ein kleines Detail in der Bedeutung seines Erbes.

Reinhard war in einer Vielzahl von Kletterstilen aktiv: 8000er, Alpinstil, Freiklettern und Big Wall Climbing. Vor allem aber war er davon überzeugt, dass „der Gipfel“ nur von sekundärer oder gar tertiärer Bedeutung ist. Wo er an die Grenzen ging – man denke nur an die erste freie Begehung der “Pumprisse“ auf der Fleischbank im UIAA-Grad VII – suchte er auch nach einem Weg, seine Faszination für das Klettern in Wort und Bild auszudrücken. Beides trug dazu bei, seinen Legendenstatus unter Kletternden zu festigen. Sein Buch Erlebnis Berg: Zeit zum Atmen ist ein begehrtes Werk mit Bildern und Texten, die einem den Atem rauben.

Reinhards Leben wurde tragischerweise durch eine Lawine am Cho Oyu im zarten Alter von nur 35 Jahren beendet. Tom Dauers Werk ist ein großartiges kleines Juwel, das beide Künste Reinhards vereint; die Fotografie und die Zitate sind reine Poesie. Deshalb haben die Jurymitglieder des 13. DMFF entschieden, dass diese schöne Hommage unbedingt eine besondere Erwähnung verdient hat.

 

The Filmhub Zuid (jongeren) Award:

Utama – Alejandro Loayza Grisi

 

Der Film, den wir auswählten, ist ein Film, der zeitlos wirkt. Es ist für jeden ein Thema zu finden, aber ohne dass eines zu dominant erzählt wird. Das langsame Tempo und die fotoähnlichen Bilder spiegeln die Geschichte und die Atmosphäre perfekt wider, und die Stille lässt die Leere inmitten der umliegenden Berge noch größer erscheinen.
Der einzigartige Schauplatz macht diese Geschichte zu einer der wichtigsten, die es zu erzählen gilt.